Inhalt:
Inhalt:
- Problemaufriss
- Kleingruppendiskussion / Partnergespräch
- Klassendiskussion
- Gegenseitiges Unterrichten
- Kooperatives Lernen
- Peer Tutoring
- Lerngemeinschaften
- E-Learning
1. Problemaufriss
Bisher betrachteten wir Lernprozesse sehr stark unter dem Blickwinkel des Individuums. Auch bei der Betrachtung der Neurobiologie/ Ergebnisse der Hirnforschung traten die Eigenschaften des Menschen als soziales Wesen etwas in den Hintergrund.
In der Tradition von Vygotsky gewinnt das soziale Miteinander als Bestandteil des schulischen Lernens über Generationen hinaus wieder stärker an Bedeutung.
So lassen sich folgende Fragen an eine Lernsituation stellen:
- Welche Rolle spielen die Peers beim Lernen?
- Wie wird Wissen im sozialen Kontext generiert?
- Welche Methoden gibt es, die die Schüler stärker - sozial ,emotional und kognitiv - aktivieren?
2.Kleingruppendiskussion/ Gespräche mit dem Partner
Wenn Schüler zusammenarbeiten, sei es beim Erforschen, Erklären, Diskutieren, ... verleihen sie vorgegebenen Inhalten, Unterrichtsthemen einen Sinn. Ob es sich um um die Diskussion einzelner Punkte innerhalb einer kleinen Gruppe oder in der Klasse handelt, es führt dazu, dass das unterschiedliche Vorwissen, die persönlichen Wissenskonstruktionen zu Bewusstsein kommen.
Die Diskussion in einer Kleingruppe, in Paarungen kann zu einem besseren Verständnis führen, da einzelne Gedanken im geschützten Raum geäußert, auf Stärken und Schwächen geprüft werden. Nicht zu vergessen ist auch, dass die Gespräche zu kreativen Neuschöpfungsprozessen führen können.
Richtlinien für den Einsatz von Gruppendiskussionen.
Ormrod (a.a.O. S. 429) beschreibt folgende Verhaltensweisen der Lehrkraft für einen zielgerichteten Einsatz der Arbeitsform für erforderlich:
- Sie ermutigt die Schüler ihre Ideen und Vorstellungen ausführlich darzustellen und sie gegenüber Mitschülern zu begründen bzw. zu verteidigen.
- Sie schafft Möglichkeiten,die es den Schülern gestattet herauszufinden, was sie gelernt haben.
- Die Schüler erhalten kognitive Strategien (z.B. Wie stellt man Fragen, entwickelt man Vermutungen, ...) und vertieftes Wissen.
- Sie regt Schüler dazu an, ihr Wissen zusammenzufassen und mögliche Fehlstellen - nicht zusammenpassende Elemente - zu entdecken.
- Sie regt Schüler dazu an, über die Sichtweise anderer Kulturen nachzudenken und damit verschiedene Perspektiven zu entdecken.
- Die Entdeckung unterschiedlicher Perspektiven fördert das Erkennen komplexer Zusammenhänge.
- Sie fördern damit die Erkenntnis, dass Wissenserwerb über einen längeren Zeitraum statt findet und Wissen damit sich auch weiter entwickelt.
- Gleichzeitig wird die Entwicklung von Verhandlungstechniken und der Erwerb von Argumentationsfähigkeiten begünstigt.
3. Klassendiskussion
Ähnlich der Kleingruppendiskussion erweitern Schüler in Klassendiskussionen ihr Weltbild und vertiefen das Wissen über den Inhalt. In diesem konstruktivistischen Unterrichtsarrangement lassen sich empirisch u.a. (Vergl. Omrod; S. 431 f) folgende Effekte nachweisen:
- Geschichte: Die Diskussion verschiedener Quellen zu einem Ereignis lässt die Schüler erkennen, dass unterschiedliche Betrachtungsweisen unterschiedliche Interpreationen zulassen.
- Gesellschaftswissenschaften: Kontroverse Argumentationen ermöglichen den Schüler die Einsicht, dass verschiedene Betrachtungsweisen zulässig sind.
- Naturwissenschaften: Die Diskussione verschiedener Phänomene/ Erklärungsansätze ermöglicht den Schülern die Einsicht, dass die Naturwissenschaft ein sich entwickelndes, verändertes Gebäude darstellt.
- Mathematik: Eine Diskussion, die auf verschiedene Lösungsmöglichkeiten für das gleiche Probem abhebt, kann mathematisches Prinzipien/ mathematisches Wissen vertiefen.
Richtlinien für den Einsatz von Klassendiskussionen
Lehrer spielen beim methodischen Einsatz von Klassendiskussionen eine kritische Rolle. Sie gestalten die Diskussion nach folgenden bewährten Prinzipien:
- Die Diskussion wird über kontroverse Aussagen eingeleitet, die zu einer multiperspekivischen Betrachtungsweise führen. Kontroverse Positionen spitzen Sachverhalte zu und ermöglichen dann eine ausgewogene Betrachtungsweise.
- Die Schüler müssen ein ausreichendes Wissen über den Sachverhalt besitzen, nur dann ist eine intelligente Diskussion überhaupt möglich.
- Eine Klassenatmosphäre, die es ermöglicht, dass Schüler frei reden können, die unterstützend ist, ist Voraussetzung für die Verwendung dieser Methode.
Richtlinien für eine Diskussion:
- Die Lehrkraft ermutigt die Schüler, sich gegenseitig zuzuhören.
- Die Aussagen werden neu formuliert, wenn jemand sie nicht verstanden hat.
- Es werden Ideen kritisiert, nicht die Personen.
- Aussagen unterschiedlicher Parteien werden zusammengefasst, wenn es Sinn macht.
- Die Lösung einer Aufgabe, "nicht das Gewinnen", steht im Vordergrund.
- Eigene Meinungen werden verändert, wenn die Argumentation zwingend ist.
- dass das Mitteilen wichtiger ist, als eine korrekte Antwort am Beginn der Diskussion zu formulieren;
- dass Neugierde, Frage stellen erwünschte Eigenschaften sind. Das Ändern einer Meinung, wie eine meinungsbildende Argumentation sind notwendig.
- Sie unterstützt und fordert ein, dass die Meinung/ Erklärung des "Gegners" aufgenommen und verstanden wird;
- dass geäußerte Ideen aufgenommen und weiter entwickelt werden;
- das abweichende Ansichten geäußert werden dürfen.
- Durch die Gesprächsleitung sorgen sie dafür, dass kritische Äußerungen "entpersonalisiert" werden.
- Gelegentlich fordert die Lehrkraft einen Schüler auf, Positionen, die er gar nicht vertritt, einzunehmen und sie zu begründen.
- Die Lehrkraft fördert Kompromißbereitschaft, indem sie die Wichtigkeit verschiedener Perspektiven betont.
Währen Gruppendiskussionen eine größere Anzahl von Schülern aktiviert, erfodert eine Klassendiskussion eine Gesprächsstruktur. (Gruppendiskussionen sind aber sehr häufig eine gute Vorbereitung auf eine Klassendiskussion.)
Erfordernisse an die Lehrkraft
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Beispiele:
a. Naturwissenschaften:
Vor der Durchführung eines Experimentes werden verschiedene Vermutungen/Erwartungen gesammelt und nach Möglichkeiten auch begründet. Nach dem Experiment sind Erklärungsmuster diskutiert.
b. Kontroverse Diskussion.
- Es werden Gruppen zu vier Schülern gebildet. Diese werden wieder halbiert.
- Jedes Paar bezieht Stellung und erklärt diihre Argumente dem anderen Paar.
- Die Vierer-Gruppe ermöglicht jedem einzelnen seine Stellungnahme zu begründen.
- Jedes Paar gibt die Stellungnahme des anderen möglichst überzeugend wieder.
- Die Vierer-Gruppe bildet einen Konsens und trägt diesen vor der ganzen Klasse vor.
4. Gegenseitiges Unterrichten (Reciprocal Teaching)
Aus der Analyse des Leseverhaltens guter Leser beschrieben schon 1984 Palinscar & Brown (n. Ormrod 2008, S. 434 f.) vier Schlüsselstrategien:
- Zusammenfassen: Gute Leser erkennen den "Roten Faden", Hauptideen im gelesenen Stoff.
- Fragen stellen: Gute Leser stellen sich selbst Fragen um zu überrpüfen, ob sie den Text auch verstanden haben.
- Widersprüchlichkeiten klären: Gute Leser wenden auf unklare, widersprüchliche Textstellen ihr Vorwissen an bzw. lesen wiederholt diese Stellen.
- Vorhersagen: Gute Leser stellen Vermutungen darüber an, wie der Text weitergehen könnte. Dabei berücksichtigen sie Überschriften oder Schlüsselszenen im bereits gelesenen Text.
Da bei "schlechten Lesern" diese typischen Strategien des inneren Dialogs fehlen bzw. schwach ausgeprägt sind, wird durch das Gegenseitige Unterrichten der "innere Dialog" zu einem lauten. Wie ist nun das konkrete Vorgehen in einer Unterrichtssequenz?
- Zu Beginn eines Unterrichtsabschnittes eröffnet die Lehrkraft eine Diskussion: Sie frägt die Schüler z.B. was in einem Text auf Grund der Überschriften, des Titels aber auch einer Themenauswahl (Was wisst ihr vom Hund?) wohl stehen könnte.
- Die Schüler klären in dieser Diskussion die Begriffe, machen Vorhersagen, ....
- Die Lehrkraft übergibt die Rolle des Modearors an einen Schüler, an einen Schüler. Diese/r kann sich am vorgelebten Modell orientieren und führt die Diskussion weiter.
- Der Inhalt wird gelesen bzw. erarbeitet.
- Eine Zusammenfassung erfolgt durch die Lehrkraft bzw. durch einen Schüler.
Zusammefassung - Schüler äußern sich zum Titel, Thema zur Überschrift.
- Die Lehrkraft moderiert (Was könnte im Text vorkommen? Wie verläuft die Geschichte? Wie könnte sie enden? ..
- Schüler übernimmt die Moderation
- Erarbeitung z.B. Lesen
- Moderation der Diskussion zum Text: Inhaltsklärung, Fragen, Wie geht es weiter? ...
- Zusammenfassung durch die Lehrkraft.
Zur Effektivität des Gegenseitigen Unterrichtens
Viele Studien im amerikanischen Raum verzeichnen nach Verwendung dieser Methode eine deutliche und nachhaltige Verbesserung der Schülerleistungen. Dies zeigt sich besonders an folgenden Beoibachtungen:
- Die Schüler verbesserten sich in ihrer Lesekompetenz. Dieser Effekt ist auch bemerkbar, wenn sie selbstständig arbeiten.
- Das Leseverständnis wurde besser
- Drei Monaten nach der Unterrichtssequenz (20 Unterrichtsstunden) zeigte sich eine Verbesserung der Testleistungen, die nach traditionellen Verfahren sonst erst nach 15-monatigem Training erreicht wurden.
- Das Wissen wurde auf andere Fächer übertragen. Z.B. wurde auch in Science oder Sozialwissenschaften Klassenkameraden überholt.
Literatur
Ormrod,Jeanne Ellis (5.Edition 2008): Human Learning. Pearson
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